Prof. Rajewsky
Universität und Schule
Humboldt-Lectures in der Aula
"Sugars in Biology and Medicine"
In der 13. Humboldt-Lecture in der alten Aula des Humboldt-Gymnasiums sprach am 8. Oktober 2008 Prof. Dr. Klaus Rajewsky von der Harvard Medical School in Boston (USA) über das Thema "Als Immunologe und Mausgenetiker in Köln und Boston"
Klaus Rajewsky studierte in Frankfurt und München Medizin. Er forschte am Institut Pasteur in Paris und am Institut für Genetik in Köln. Von 1970 bis 2001 war er Professor für Molekulargenetik der Universität zu Köln. Nach seiner Emeritierung wechselte er an die Harvard Medical School in Boston.
Klaus Rajewsky hat zur Entwicklung von Mutanten der Maus beigetragen. In solchen Mutanten wird ein bestimmtes Gen mithilfe positiver und negativer Selektionsmarker ausgeschaltet ("knock-out"), so dass die Funktion des Gens in den verschiedenen Geweben des Körpers deutlich wird. Es konnten mehr als 1000 Mäusestämme mit vorherbestimmten genetischen Defekten erzeugt werden, die als Modelle von Krankheiten wie Krebs oder Diabetes dienen können. Rajewsky benutzt diese Tiermodelle in der Leukämieforschung (Hodgkin-Lymphom) und um die Entwicklung der B-Lymphozyten zu untersuchen. 1998 gründete er zusammen mit Christiane Nüsslein-Volhard das Pharma-Unternehmen "Artemis Pharmaceuticals". Klaus Rajewsky ist weltweit einer der angesehensten und einflussreichsten Wissenschaftler seines Fachs. Die Goethe-Universität in Frankfurt verlieh ihm 2004 die Ehrendoktorwürde und er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet (u.a.: 1996 Robert-Koch-Preis, 1996 Max-Planck-Preis, 2008 Emil von Behring- Preis, 2008 Ernst-Schering-Preis). Wir danken der Schering-Stiftung, die diese Humboldt-Lecture ermöglicht hat, für ihre freundliche Unterstützung. Wir freuen uns, dass wir den neuen Vorstand der Schering-Stiftung, Herrn Dr. Carsten Klein, zur Humboldt-Lecture bei uns begrüßen durften.
Die eigentliche Pointe in diesem Heldenleben eines deutschen Intellektuellen kam im Jahre 2001 als Klaus Rajewsky die Altersgrenze erreichte und den deutschem Beamtenreglement zufolge aus der aktiven Forschung ausscheiden sollte, wozu er keinerlei Lust verspürte. Was hier einander gegenüber steht, ist einerseits der Geist der Forschung und andererseits die Verwaltungsverfügung. Es ist dies im Grunde der Widerspruch von Logos (abstraktem Denken) und Mythos (konkreter Erzählung). Der antike Mythos war die Erzählung dessen, was in mustergültiger und vorbildhafter Weise der Fall war und den Menschen Orientierung in den Wechselfällen des Lebens bieten sollte. Gleichwie der antike Mythos ist die moderne Dienstanweisung keine abstrakte Erkenntnis, sondern ein Orientierungswissen, denn sie erzählt ebenfalls eine konkrete Geschichte, die sich aber im Gegensatz zum antiken Mythos in der Zukunft vollziehen soll. Eine solche Verwaltungsverfügung ist der säkularisierte Mythos in der Moderne und damit gleichsam die Rache des vorwissenschaftlichen Bewusstseins am Geist der modernen Wissenschaft, der seine Gültigkeit aus dem Abstraktionsgrad seiner Aussagen ableitet. Das kleine Karo des deutschen Beamten wirkt an Harvard vermutlich heiter. Klaus Rajewsky arbeitet seit 2001 mit einem unbefristeten Vertrag in Boston und mit weltweit anerkannten Erfolgen weiter.
Dr. Harald Paland